Wildes Stiefmütterchen – Viola tricolor
Veröffentlicht am am in PflanzenMit einem wirklich seltsamen Namen schmückt sich in der deutschen Sprache diese doch so wunderbare Pflanze. Stiefmütterchen, wie wir es nennen. Dabei wäre der botanische Name übersetzt um einiges passender: dreifarbiges Veilchen. Denn die Farbenpracht dieser Blumen haben die Menschen fasziniert und so manchen Garten oder kleinere Balkonkisten schmücken im Frühjahr in diversen Farben die Veilchen. Und das dreifarbige ist nicht nur das schönste, es ist auch noch gesund!
Botanischer Name | Viola tricolor |
Pflanzenfamilie | Violaceae |
Beschreibung | 10-40 cm hohe Staude mit eiförmigen bis lanzettlichen Blättern. Die Blüten sind 5 zählig, zwei davon blau-violett, zwei weiss oder auch meist heller blau-violett das dritte gelb. |
Vorkommen | Wiesen, Brachflächen, Wegränder. |
Verwendete Pflanzenteile | Kraut = Blatt und Blüte |
Darreichungsformen | Tinktur, Urtinktur, Spagyrik, Fertigarzneimittel, Likör, Heilwein, Sirup, Salben, Auflagen. |
Inhaltsstoffe | Flavonoide, Schleimstoffe, Gerbstoffe, Cartinoide, Cumarine, Saponinartige Stoffe, Phenolglykoside. |
Geschmack | Blüte: süss, voll Beeren: süss, herb |
Humorale Qualität | Blüte: neutral-warm 1, neutral-feucht 1 |
Sammeltipps
Die Stiefmutter hat Schwestern
Neben dem wilden Stiefmütterchen gibt es bei uns auch das Acker-Stiefmütterchen (Viola arvensis). Die Blüten zeigen sich blassgelb und höchstens die oberen beiden Kronblätter sind leicht violett. Von der Wirkung her unterscheiden sich die beiden nicht. Also auch nicht so schlimm, wenn man die beiden hübschen Schwestern mal verwechselt. Aber die Familie ist noch einiges grösser. Da gibt es noch das Geröll-Stiefmütterchen (Viola calcarata) oder das Galmei-Stiefmütterchen (Viola Calaminaria). Da diese Arten gefährdet sind, achtet doch stets auf den Bestand am Ort, wo ihr sammelt, damit es nachher auch für spätere Generationen Stiefmütterchen hat.
Wie ihr bereits im botanischen Namen lest muss ich euch auf weitere Verwandtschaft aufmerksam machen. Die Veilchen mit ihren ähnlichen aber meist violetten Blütenköpfen gehören auch in diesen Bund. Das Duft-Veilchen (Viola odorata) mit seinem zarten Frühlingsduft wird in der Küche und in der Kosmetik ebenso in der Medizin geschätzt. Aber dazu erzähle ich euch gerne an einer Kräuterwanderung mehr.
Heilwirkungen
Die Pflanze für die Haut. Bei allen Hautproblemen wird das wilde Stiefmütterchen angewendet. Bei Neurodermitis, Akne, Milchschorf, Psoriasis, Wunden und Juckreiz mag es helfen. Ob es entzündet ist, allergisch reagiert oder die Haut durch zu viel Händewaschen oder von reizenden Stoffen geschwächt wurde: Das Stiefmütterchen reguliert und unterstützt die Heilung. Für die Haut verwendet man gerne eine Creme, macht mit dem Tee eine Waschung oder trägt den Brei der Pflanze auf die verletzte Hautstelle auf. Aber auch innerlich unterstützt es Hautprobleme, sowie Schleimhautentzündungen der Atemwege oder Verdauung.
Verwendung
Das Stiefmütterchen selber gesammelt, trocknet man gleich für eine Teemischung oder man legt es in Alkohol ein und macht sich eigene Pflanzentröpfli. Beides kann man für eine innerliche Kräuterkur bei Hautbeschwerden begleitend zu der medizinischen oder naturheilkundlichen Behandlung anwenden (bitte in Absprache mit der behandelnden Fachperson). Äusserlich kann man mit den getrockneten Stiefmütterchen eine Waschung der irritierten Hautstellen machen oder aus der Tinktur eine Creme herstellen, die man dann auftragen kann.
Aber auch in der Küche ist das Stiefmütterchen willkommen. Gerade die Farbenpracht erfreut mich immer wieder und ich mache auch mit biologisch produzierten Stiefmütterchen gerne mal einen bunten Frühlingssalat oder dekoriere meinen Zitronenkuchen mit gezuckerten Stiefmütterchen. Wer die frischen Blüten unter schweren Bücher presst und trocknet, kann sie so auch für spontane Dekorationen von Desserts oder Tellerrändern verwenden. Oder ganz kreativ kommt mir da eine selber gemachte Geburtstagskarte mit den gepressten Blüten in den Sinn.
Süsse Blüten
Zutaten
Die Blüten am besten an einem sonnigen Tag sammeln. Sie müssen für dieses Rezept trocken sein und werden noch am gleichen Tag verarbeitet und gegessen.
1 Eiweiss
50 g weisser, fein gemahlener Kokosblütenzucker, Birkenzucker oder Zucker
Zubereitung
Die trockenen Blütenköpfe des Stiefmütterchens mit einem Pinsel mit dem Eiweiss bestreichen. Dann den Zucker darüber rieseln, damit alle Blütenteile eingezuckert sind. Das ganze trocknen lassen.
Leider sind diese Blüten aufgrund des Eiweiss nicht lange haltbar. Also bitte noch am gleichen Tag die Farbenpracht geniessen. Beispielsweise auf einem Schoggimousse, einer Vanillecreme oder als Dekoration einer Torte mit Zuckerguss.
Dieses Rezept ist inspiriert von den Rezeptideen aus dem Blüten-Kochbuch von Kathy Brown.
Quellen und Literaturverzeichnis
Brown, Kathy (2003): Blüten-Kochbuch. Die schönsten Rezepte für Blüten zum Reinbeissen und Tipps zum Anbau. Kaleidoskop Buch im Christian Verlag.
Fischer, W.K. ( 2005): Kosmos Naturführer. Welche Heilpflanze ist das? Über 400 Heilpflanzen erkennen und anwenden. Franck-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart
Fleischhauer, Steffen Guido / Guthmann, Jürgen / Spiegelberger, Roland (2014): Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen. AT Verlag, Aarau und München.
Raimann, Christian / Hutter, Louis / Ganz, Chrischta (2022): Heilpflanzen der Traditionellen Europäischen Naturheilkunde. Auf einen Blick. Bacopa Verlag, 4521 Schiedlberg.
Vonarburg, Bruno (1988): Natürlich gesund mit Heilpflanzen. AT Verlag, Aarau Schweiz.