Gefahren richtig einschätzen – Fuchsbandwurm
Veröffentlicht am am in WissenEs gibt keine Kräuterwanderung in der wir diesem kleinen Wurm nicht etwas Zeit widmen. Sicherlich ratsam, da er immer wieder mal als Gefahr beim Essen von ungekochten Wildpflanzen erwähnt wird. Wie gross ist nun das Risiko einer Erkrankung bei einem regelmässigen Verzehr von frischen Wildpflanzen?
Glücklicherweise ist die Infektion beim Menschen selten. Wir reden von weniger als einem Infizierten auf 100’000 Menschen pro Jahr. Wenn wir also statistisch denken, ist das Risiko im Strassenverkehr aufgrund eines Unfalls schwer zu erkranken deutlich höher. (2)
Echinococcose
Es gibt verschiedene Bandwürmer bei Tieren. Der Mensch ist dabei immer ein sogenannter Fehlwirt. Das heisst, der Wurm verirrt sich fälschlicherweise im menschlichen Organismus. Die Eier der Würmer werden im Kot der Tiere ausgeschieden und verbreiten sich so auf andere Wirte und eben auch Fehlwirte. Erst, wenn wir Wild- oder Gartenpflanzen essen, die in Kontakt mit dem Kot eines infiszierten Fuchses waren, besteht ein gewisses Risiko einer Erkrankung. Ebenso, wenn wir in Erde arbeiten, auf der ein mit Eier infiszierter Kot lag, besteht ein gewisses Risiko. In beiden Fällen kann es sein, dass die Eier in unseren Körper gelangen, dort nicht adäquat von unserem Immunsystem eliminiert werden und so eine Erkrankung entsteht.
Der Echinococcus multilocularis kann den Menschen als Fehlwirt nutzen oder seltener Echinococcusgranulosus. beim Echinococcus multilocularis ist der Fuchs der Endwirt, beim E. granulosus der Hund. (1)
So selten diese Infektionen auch sind: Betroffene handeln sich damit eine ernstzunehmende Krankheit ein. Glücklicherweise kann sie bei uns gut therapiert werden und führt somit nicht zum Tod.
Die Erkrankung wird mit einer Blutuntersuchung und einem bildgebenden Verfahren diagnostiziert. Vom Betroffenen selber wird sie häufig aufgrund unspezifischen Symptomen die im Laufe der Erkrankung entstehen bemerkt. Vermutet man eine Infektion oder besteht ein erhöhtes Risiko (beispielsweise Förster), kann der Hausarzt weiterhelfen.
Zusammenleben mit dem Fuchs
Der Mensch und der Fuchs haben sich in den letzten Jahren vermehrt auf demselben Lebensraum angesiedelt. Der Fuchs passte sich gut an unsere Städte an. Darum besteht kein Unterschied mehr, ob man auf dem Land oder in der Stadt lebt – Infektionen mit dem Fuchsbandwurm sind überall anzutreffen (2). Das heisst: auch im eigenen Gemüsebeet in der Stadt gezogene Erdbeeren könnten befallen sein. Deshalb ist dieser Vergleich nicht unpassend: „Ass ich die letzten Jahre unbeschwert meine Erdbeeren aus dem Garten, brauche ich mir auch bei Wildpflanzen vom Waldrand keine Sorgen zu machen.“
Wer sich über den Fuchs und seine Lebensweise schlau macht, kann sich einige Sicherheit bezüglich Fuchsbandwurm-Risiko erarbeiten. Auf der Internetseite http://www.fuchsratgeber.ch/ finden Sie zu vielen Fragen hilfreiche Antworten. Beispielsweise auch, wie Fuchskot aussieht, der ja eben diese gefährlichen Eier enthalten kann.
Sammeln und Essen von Wildpflanzen
Es gibt verschiedene Verhaltensregeln, die empfohlen werden. Ich liste hier die offiziellen der Universität Zürich auf. Das Abwägen von Gefahr und Nutzen ist immer individuell. Niemand kann Ihnen da die Entscheidung abnehmen.
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Empfehlungen von: https://www.paras.uzh.ch/de/news/foxtapeworm.html (13.05.2024) |
Erlauben Sie mir noch eine Ergänzung. Dass durch Erhitzen allfällige Eier abgetötet werden, spricht dafür, Kräuter nur gekocht zu essen. Doch sind Wildpflanzen genau wegen dem hohen Gehalt an Vitaminen und Mineralien so wertvoll. Viele davon sind nicht hitzebeständig und gehen beim Kochvorgang verloren. Zudem finden wir einige Kräuter nur in kleinen Mengen; d.h. sie bieten uns auch nur wenig der kostbaren Wirkstoffe. Darum ist eine möglichst schonende Zubereitung von Vorteil.
Und noch ein Gedanke: Salatfelder offerieren Füchsen ein aussichtsreiches Jagdgebiet, weil hier Mäuse besonders verbreitet sind. Würden Sie deshalb nur noch gekochten Salat essen? Das entschärft die Vorstellung, dass Wildpflanzen besonders gefährlich sind. Sicherlich ist mit dem Fuchsbandwurm nicht zu spassen, aber man könnte ihn ebenso gut mit dem Salat aus der Migros einfangen. Kein triftiger Grund also, auf den hohen Gehalt an Nährstoffen, Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen roher Wildkräuter zu verzichten.
Quellen
(1) http://www.blv.admin.ch/themen/02794/02829/02859/index.html?lang=de. 13.05.2024
(2) https://www.paras.uzh.ch/de/news/foxtapeworm.html 13.05.2024
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