Sammeln im Frühling

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Unter der milden Frühlingssonne ziehen sich die letzten Schneeflecken in die munter gurgelnden Bäche zurück und die Wiesen kleiden sich voller Freude grün – und da und dort bereits bunt. Von den ersten Frühlingsboten bis zu den kräftigen Sprossen: Sie rufen nach der Kräuterwerkstatt. Also machen wir uns auf.

Noch vor den ersten Frühblühern: die Knospen

Die Knospen kommen zuerst. Wer es noch nicht kennt, sollte unbedingt bei einem meiner Kurse die Herstellung von Gemmomazeraten kennen lernen. Und wer weiss, wie es geht, der soll an den Holunder, die Himbeere, den Weissdorn, die Linde und die schwarze Johannisbeere (meist im Garten) denken. Weitere Inspirationen welche Knospenmazerate man herstellen kann, findet man in dem Buch von Chrischta Ganz und Luis Hutter (2015) über Gemmotherapie. Da hat es auch eine Anleitung drin, wie man sie selber herstellen kann.

Die ersten kräftigen Frühlingspflanzen nicht verpassen

Bald nach den Knospen finden sie sich überall. Hier ist das wachsame Auge nötig, damit sie nicht plötzlich vorbei sind oder nicht mehr gesammelt werden sollten. Denn sie blühen bereits an den ersten warmen Tagen auf und ehe man es sich versieht, stehen sie im Samenstand da. Viele nutzen den frühen Frühling, weil sie noch nicht von den grösseren Pflanzengeschwistern beschattet werden. Zu den bekanntesten gehören der Bärlauch (Allium ursinum), das Scharbockskraut (Ranunculus ficaria), Huflattich (Tussilago farfara), Duftveilchen (Viola odorata) und das Bingelkraut (Mercurialis perennis).

Zartes Blatt an hohen Bäumen

Wenn dann die ersten zarten Blätter der Bäume spriessen, bricht eine reichhaltige Zeit an. Denn hier locken sowohl kulinarische als auch medizinische Gründe zum Sammeln. Einen frischen Lindenblättersalat (Tilia platyphyllos) kann ich jedem empfehlen. Auch die jungen Buchenblätter (Fagus sylvatica) sind schmackhaft, beispielsweise mit Frischkäse auf einem Kräcker. Für unsere Hautpflege sammeln wir die ersten Birkenblätter (Betula pendula), und die jungen Tannensprossen (Picea abies) lassen sich zu einem Honig (Latwerge) verarbeiten, der bei Erkältungen wundersame Unterstützung bietet.

Wenn der Frühling richtig da ist…

… so ca. ab Mitte April bis Mai erwarten uns die nächsten Schätze der Natur. Dazu gehören der Weissdorn (Crateagus oxycantha), die Brennessel (Urtica dioica/urens), der Giersch (Aegopodium podagraria), Brunnenkresse (Nasturtium officinale), Gänseblümchen (Bellis perennis), Gundelrebe (Glechoma hederacea), Holunderblüten (Sambucus nigra), Tannensprossen (bsp. Abies alba), Lindenblätter (Tilia cordata), Löwenzahnblüten und -blätter (Taraxacum officinalis), Hundsrosenblüten (Rosa canina), Stiefmütterchen (Viola tricolor) und der Waldmeister (Galium odoratum).

Die Natur bietet dem Menschen unglaublich viele Pflanzen zur Verwendung – sei es in der Küche, als Medizin oder nicht zuletzt auch als dekorativer Schmuck. Darum liegt auf der Hand, dass obige Liste längst nicht vollständig ist – aber vielleicht kann sie ein wenig zum Selber-Entdecken inspirieren.

Quellen, Literaturverzeichnis

Fischer, W.K. ( 2005): Kosmos Naturführer. Welche Heilpflanze ist das? Über 400 Heilpflanzen erkennen und anwenden. Franck-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

Fleischhauer, Steffen Guido / Guthmann, Jürgen / Spiegelberger, Roland (2014): Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen. AT Verlag, Aarau und München.

Ganz, Chrischta / Hutter, Luis (2015): Gemmotherapie. Knospen in der Naturheilkunde. Aarau und München: AT Verlag.

Lauber, Konrad u.a. (2012): Flora Helvetica. Haupt Berne, Germany.