Veilchen – Viola odorata

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Welch wunderbares Gefühl ist es jeden Frühling von neuem, wenn wir den ersten Blumen begegnen. Sie zaubern uns ein Lächeln ins Gesicht und im Herzen erblüht die Zuversicht ebenso stark wie es die Frühjahrsblumen tun. Viele dieser ersten blühen gelb oder weiss, als wollten sie uns mit ihren hellen Farben zurufen: „Seht, der Winter ist vorüber und der Sommer schon nah!“ Das intensive Violett des Veilchens spricht hingegen mit einer ruhigeren Stimme. Mit seiner konträren Farbe fällt es zwar auch auf, wenn es zwischen all dem Grün heraus leuchtet – aber ruhiger, gesetzter als die hellen Blumen. So macht uns das Veilchen darauf aufmerksam, wie erholt und zentriert wir doch nach der Winterzeit sind. Wir erkennen mit wieviel Kraft wir in die grüne Saison starten und bemerken den besonderen Zauber des frühen Frühlings.

Name Viola odorata
Botanischer Name Violaceae – Veilchengewächse
Volksnamen Duftveilchen, Märzveilchen, Blauröschen, Tagundnachtblümchen
Beschreibung Wie der Name schon sagt, duftet dieses violett blühende Veilchen. Meist ab Februar/März sind die Blüten zu finden und tragen alle einen Sporn. Die meist 5-15 cm grosse Pflanze macht rundlich-nierenförmige oder eiförmige Blätter und oberirdische Ausläufer.
Vorkommen Meist an Waldrändern und im Wald in teilweise ganzen Teppichen anzutreffen, auch mal in einem Garten oder unter einem Baum, aber immer an einem schattigen Ort.
Verwendete Pflanzenteile Veilchenblüte, -wurzel / Violae odoratae flos, radix
Inhaltsstoffe Schleimstoffe, Saponine, Falvonoide, Phenolglykoside (Salicylate u.a.), ätherische Öle
Geschmack neutral, leicht süsslich
Anwendungstipps Erntezeit: März.
Innerlich als Tee, Tinktur, Urtinktur, Spagyrikum, Fertigarzneimittel
Äusserlich als Salbe oder Auflage
Kulinarisch als Essig, Salz, Blütendekoration frisch oder kandiert, Sirup, Sprituose, u.a.
Zuordnungen Sterne:
Venus (Merkur)
Humoralmedizin TEN:
Neutral-warm 1, feucht 1

Sammeltipps

In unseren Breitengraden finden wir verschiedene Veilchenarten. Einige haben eine andere Farbe und sind somit gut auseinander zu halten. Gewisse sind aber auch violett, vermutlich nicht ganz so dunkel (die Bilder im Artikel sind auch teilweise von solchen Arten). Gehen sie einfach der „Nase nach“, denn daran ist das Duftveilchen immer erkennbar – als einziges dieser Familie punktet es mit einem starken Duft. Essbar sind allerdings alle, sogar die Viola tricolore – unser Stiefmütterchen (lesen sich hier mehr über diese Pflanze). Wer also eine hübsche Dekoration für den Kräuter-Apéro sucht, kann sich bei den häufig wachsenden Veilchen bedienen. Die seltenen Sorten – beispielsweise das Bergveilchen – lassen wir natürlich stehen.

Sammeln kann man Blatt, Blüte und die Wurzel. Je nach Verwendungszweck brauchen wir das eine oder andere. Beachten Sie also, welchen Teil des Veilchens ein Rezept verlangt. Werden die Blüten benötigt, sammelt man diese nur an Orten mit ganz vielen Veilchen. Die Insekten haben es im Frühling schwer genug, geeignetes Futter zu finden: Darum maximal einen Drittel des Bestandes ernten. Wenn Sie mehr brauchen, einfach zwei Tage später nochmals hingehen: Die Veilchenblüten wachsen rasch nach. So sammeln Sie ihren Bedarf in zwei oder drei Etappen ohne den Bienen ihr Futter streitig zu machen.

Die Heilkraft der Frühlingsblume

In den Texten von Hildegard von Bingen (1098-1179) finden wir bereits im Mittelalter verschiedene Verwendungszwecke für das Duftveilchen. In der damaligen Klostermedizin wurde es als Mittel bei Kopfschmerzen, Nierenbeschwerden und verschiedenen Geschwüren und Schmerzen eingesetzt. Die gut bekannte Veilchen-Salbe nach dem ursprünglichen Rezept wird heute oft für Narben verwendet. Es wird beschrieben, dass damit sogar alte, verhärtete Narben mit dieser Salbe behandelt werden können.

Dank Pfarrer Kneipp (1821-1897) ist der Verwendungszweck von Violo Odorata als Hustenmittel bis heute bekannt. Eine Teemischung mit Veilchenblüten, Schlüsselblumen, Gänseblümchen, Gundermann und Spitzwegerich (Vgl. Bühring 2014:330) kann jeder gut selber sammeln; alles zu gleichen Teilen mischen und in trockenen Behältern an einem lichtgeschützten Ort aufbewahren.

Weitere Berühmtheiten haben das Duftveilchen hoch geschätzt. Goethe soll beispielsweise entlang seines gewohnten Waldspazierweges immer wieder Veilchensamen gestreut haben, damit die Schönheit der Blüte und der süsslich angenehme Duft seinen Spaziergang verschönere. Violo Odorata liefert zwei Düfte; einen aus den Blättern, den anderen aus den Blüten. Beide Herznoten werden gerne in Kompositionen von Parfüms verwendet, sowie als Heilmittel bei Lungenbeschwerden, Schlaflosigkeit und nervöser Erschöpfung.

Verwendung

Sie sehen, das Duftveilchen wird nicht nur aus gesundheitlichen Gründen geschätzt. Ebenso verehrt werden sein angenehmer Duft und seine zarte Blüte, die im Frühling als eine der ersten unsere Augen beglückt. Aus den Blüten stellte man zudem früher eine violette Farbe her, die in Kirchenmalereien die Sehnsucht nach dem Göttlichen stillen sollte. Es wird auch gesagt, Violett vertreibe Melancholie. Dazu habe ich gerne eine kleine Flasche Veilchenessig im Küchenvorrat (Rezept siehe unten). Eine ideale Kombination, da Essig gemäss alten Schriften ebenfalls froh stimmt.

Wie auch immer Sie das Veilchen in Ihren Alltag einweben, es wird Ihnen sicherlich in Zukunft nicht nur als bekanntes Pflänzchen am Wegrand ein Lächeln entlocken.

Einzig das: Falls Sie Viola odorata innerlich verwenden möchten, beachten Sie bitte, dass es während der Schwangerschaft aufgrund seiner Wehen erregenden Wirkung nicht eingenommen werden sollte.

Salz aus dem FrühlingsWald

2 Teile Giersch
1 Teil Bärlauch
1 Teil junge Brombeerblätter
1 Teil Veilchenblüten
6 Teile Salz

Die ersten drei Kräuter an einem dunklen luftigen Ort trocknen und anschliessend mit dem Salz in einem Mörser verreiben. Danach die getrockneten Veilchenblüten hinzugeben. Zauberhaft, die vielen kleinen violetten Tupfer im Salz! Die Mengenangaben können je nach Geschmack angepasst werden.

Das Salz in dunklen Gläsern vor Feuchtigkeit geschützt aufbewahren. Das feine Aroma passt gut in Salatsaucen oder in einen Kräuterdip aus Quark oder gelben Linsen.

Veilchenessig

Weissweinessig, mild
frische Veilchenblüten
Schraubglas

Die Veilchenblüten in ein Schraubglas füllen und bis zum Rand des Gefässes mit sanftem Weissweinessig überdecken. Ca. 4 Wochen gut verschlossen und an einem sonnigen Ort ziehen lassen. Mindestens einmal täglich durchschütteln. Wenn sich der Essig dann blau verfärbt hat, die Blüten abseihen (Tipp: diese können gleich in eine Salatsauce verwendet werden). Den Essig in einer hellen Glasflasche an einem lichtgeschützten Ort aufbewahren.

Literaturliste

Bissegger, Meret (2012): Meine wilde Pflanzenküche. Bestimmen, Sammeln und kochen von Wildpflanzen. AT Verlag, Aarau und München

Bremness, Lesley (2002): Duft und Sinnlichkeit. Kräuter Armonen Öle. Haus & Garten Schönheit & Entspannung Essen & Trinken. BLV Verlagsgesellschaft mbH, München

Brown, Kathy (2003): Blüten-Kochbuch. Die schönsten Rezepte für Blüten zum Reinbeissen und Tipps zum Anbau. Kaleidoskop Buch im Christian Verlag. www.christian-verlag.de

Bühring, Ursel (2014): Lehrbuch Heilpflanzenkunde. Grundlagen. Anwendung. Therapie. Stuttgart: Karl F. Haug Verlag in Georg Thieme Verlag KG.

Fischer, W.K. ( 2005): Kosmos Naturführer. Welche Heilpflanze ist das? Über 400 Heilpflanzen erkennen und anwenden. Franck-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

Fleischhauer, Steffen Guido. Guthmann, Jürgen- Spiegelberger, Roland (2014): Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen. AT Verlag, Aarau und München.

Heepen, Günther H. (2015): Das Heilwissen der Hildegard von Bingen. Naturheilmittel, Ernährung und Edelsteine. Gräfe und Unzer Verlag GmbH, München.

Lauber, Konrad u.a. (2012): Flora Helvetica. Haupt Berne, Germany.

Lüder, Rita und Frank (2017): Wildpflanzen zum Geniessen. Für Gesundheit, Küche, Kosmetik und Kreativität. Kreativpinsel Verlag, Neustadt.

Madejsky, Margret (2008): Lexikon der Frauenkräuter. Inhaltsstoffe, Wirkungen, Signaturen und Anwendungen. Mit über 180 Heilkräuterrezepten. AT Verlag, Baden und München.

Nedoma, Gabriela (2020): Traditionelle Hautmedizin. Heilende Öle, Salben & Cremes aus 3000 Jahren Naturheilkunde. Servus Verlag, Salzburg.

Raimann, Christian / Hutter, Louis / Ganz, Chrischta (2022): Heilpflanzen der Traditionellen Europäischen Naturheilkunde. Auf einen Blick. Bacopa Verlag, 4521 Schiedlberg.

Tscharner, Gisula (2009): Wald und Wiese auf dem Teller. Neue Rezepte aus der wilden Weiberküche. AT Verlag, München.